Turm von Seedorf

Neben dem Kreisschulhaus steht die Ruine des feudalen Turmes von Seedorf.

Neben dem Kreisschulhaus steht die Ruine des feudalen Turmes von Seedorf.

Sie wurde 1981 unter der Leitung von Prof. Dr. Werner Meyer, Universität Basel, fachmännisch restauriert. Zugleich wurden die nötigsten archäologischen Abklärungen getroffen, so dass heute das geheimnisumrankte Bauwerk besser eingeordnet werden kann, obwohl immer noch sehr viel Fragen offen bleiben müssen.


Die Burg stand ursprünglich am Seeufer neben einer geschützten Bucht, wo flachkielige Boote anlegen konnten. Zusammen mit der Pfarrkirche säumte sie den alten Gotthardweg. Der Turm weist einen quadratischen Grundriss von 6,7 m Seitenlänge auf. Die Mauern sind rund 2 m dick und haben einen äussern und inneren Mantel aus rohen, an den Ecken etwas feiner zugehauenen Steinen. Eine sehr schmale, ebenerdige Türe ermöglicht den Zutritt ins Innere. Das Mauerwerk ist 5,5 m hoch. Über eine Treppe gelangte man in den heute nicht mehr vorhandenen, auskragenden, hölzernen Oberbau. Dieser war aufgrund der sehr engen Raumverhältnisse wohl zweigeschossig. Um den Turm zog sich vermutlich eine Ringmauer und ein möglicherweise mit dem See verbundener Wassergraben. Der befestigte Wohnsitz war von bescheidenen Ausmassen, ist aber typologisch bis heute einzigartig und deshalb von besonderem burgenkundlichem Interesse.


Die Forschung datiert den Bau in die Zeit um 1200. Er ist aus Vorgängerbauten, welche bis in die Zeit um die Jahrtausendwende zurückverfolgt werden können, herausgewachsen. Vermutlich handelte es sich um einen herrschaftlichen Hof (curtis), welcher um 1200 in eine etwas repräsentative Burg (castrum) ausgebaut wurde. Eine ähnliche Entwicklung vollzog sich beispielsweise auch auf dem Burghügel "Zwing Uri" ob Amsteg. Vielleicht wurde der Neubau durch den vermehrten Gotthardverkehr veranlasst. Bei der Suche nach den Besitzern und Bewohnern ist man auf Mutmassungen angewiesen. Auffallend ist, dass die Heimwesen rund um die Burg der Fraumünsterabtei gehörten. Ihre Namen, sie sind teilweise heute noch lebendig, waren: "Kirchmatte", "Krumenacher am Feld", "Büelacker", "Chalchofen", "Talmatt", "türren land by dem wietzacher"" (vielleicht Turmland?). Es ist deshalb denkbar, dass der Herrenhof bzw. die spätere Burg der Sitz von Ministerialen der Zürcher Aebtissin war. In Frage käme das bis um 1260 nachgewiesene Geschlecht der Ritter von Seedorf, welches vermutlich mit der Adelsfamilie von Küssnacht verwandt war. Nachher standen die Güter bis ins 14. Jh. im Besitz verschiedener, teils auch hier wohnender, angesehener Familien (Stuolsess, Steinhuser, Baumgartner).


Im Spätmittelalter wurde die Kernburg durch verschiedene Annexbauten ausgeweitet. 1555 erwarb Peter A Pro Haus, Turm und Hofstatt. Auf dem Gelände entstand ein repräsentatives Patrizierhaus. Nach dem Aussterben der Familie gehörte das Besitztum seit 1585 zum A Pro’schen Fideikommiss. Das Gebäude wurde schon um 1650 aufgelassen. Es zerfiel rasch zur vollständigen Ruine bis 1981- wie erwähnt- mindestens der Turmstumpf erhalten werden konnte. Die Ruine ist ein beachtliches Denkmal des Feudalismus in Uri und ein bedeutender Zeuge für die mittelalterliche Geschichte von Seedorf.